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PRESSE
Sie will Kunstschülern Mut machen
Lörrach.
Regine Ounas-Kräusel 21.04.2025 - 17:00 Uhr
Sie fördert Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Seit 2011 betreibt Elena Politowa eine Kunstschule in Lörrach. Ihren Schülern vermittelt die Künstlerin neben Techniken vor allem Mut zum eigenen Ausdruck.
Im Kindermalkurs der Kunstschule am Mittwochnachmittag geht es lebhaft zu. „Elena“, „Elena“ rufen die Kinder von überall her. Die Mädchen und Jungen malen an selbst ausgesuchten Motiven, viele nach einer Vorlage. Die neunjährige Lucy zeichnet an einem Kätzchen mit großen Augen. Der elfjährige Neveo arbeitet an einer Ansicht von Venedig, wo er vor kurzem im Urlaub war, mit einer Gondel im Vordergrund. Andere Kinder malen bunte Fantasielandschaften, Gesichter, Tiere. Sie arbeiten mit Aquarell- oder Acrylfarben, Filz- oder Buntstift. Elena Politowa setzt sich zu jedem Kind und gibt Tipps, etwa zu Proportionen, zum Mischen von Farben. Vor allem aber macht sie den Mädchen und Jungen Mut. „Das ist gut, sehr gut“, lobt sie die selbstkritische Lucy.
Die Schüler zum eigenen Ausdruck ermutigen
Elena Politowa unterrichtet in ihrer Kunstschule auch Jugendliche und Erwachsene, Menschen, die in ihrer Freizeit malen wollen, genauso wie Menschen, die eine Bewerbungsmappe für Studium oder Ausbildung vorbereiten. Alle, die Neugier und Interesse am Gestalten mitbringen, sind willkommen.
Nach dem Kinderkurs strömen die Älteren in den Kursraum. Stolz zeigt die 19-jährige Solvej Griesmann ihre Mappe, mit der sie sich für eine Ausbildung zur Schmuckdesignerin bewerben will: ein mit Kreide fein modelliertes Frauenporträt fällt auf durch seine Eleganz.
Sie sehe sich als Coach ihrer Schüler, sagt Elena Politowa, die im Jahr 1974 in der russischen Stadt Chelyabinsk geboren wurde und seit 2004 im Dreiländereck lebt. In Russland werde die künstlerische Ausbildung, ganz gleich ob in Musik, Ballett oder Malerei, mit strenger Disziplin vermittelt, erzählt sie. Das führe durchaus zu großen Erfolgen: „Aber es raubt den Menschen die Entscheidungskraft.“ Sie dagegen wolle ihren Schülern neben den „Skills“, den Techniken der Malerei, vor allem Mut zum eigenen Ausdruck vermitteln.
Ihre eigenen Bilderentführen in Traumwelten
Elena Politowas eigene Gemälde werden durch eine unsichtbare, doch spürbare Verbindung zwischen der Innenwelt des Menschen und den äußeren Strukturen der Welt getragen. Sie sind häufig mit kräftigen Farben und mit klarer, fast architektonischer Struktur gestaltet. So beschreibt es der Einführungstext zu ihrer aktuellen Ausstellung „Parallele Welten“ in der Kulturfabrik Schopfheim. Tatsächlich entführen die Bilder in Traumwelten. Zu sehen ist eine 7,5 mal 2,5 Meter große monumentale Unterwasserwelt in Blau, Magenta, Türkis mit wehenden Linien wie Tentakeln einer Qualle, mit rankenden Blättern, Fischen. Die Wolkenbilder im Nebenraum spiegeln Stimmungen der Künstlerin wider. Hier türmt sich ein Wolkengebirge in explosivem Rot und scharfen Kontrasten. Dort überwiegt duftig weiches Pastell.
Mit ihren Gemälden wolle sie eine Welt erschaffen, in der sie sich wohlfühlt, erzählt die Künstlerin. Zum Ausdruck bringen wolle sie auch die Reinheit der Natur, sagt sie und erzählt von Chelyabinsk, wo in ihrer Kindheit die Luft manchmal so schmutzig war, dass die Bewohner davor gewarnt wurden, das Haus zu verlassen. Manche Bilder ziehen den Betrachter mit mächtigem Sog in die räumliche Tiefe ihrer Traumwelt. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn anstelle des normalen Saallichtes Schwarzlicht auf die fluoreszierenden Acrylfarben trifft.
Ihr langer Weg zur künstlerischen Freiheit
Bis Elena Politowa zu ihrer künstlerischen Freiheit gefunden hat, war es ein weiter Weg. Sie lernte selbst die strenge Ausbildungsdisziplin im sowjetischen Russland kennen. Als Tochter eines Ingenieur-Ehepaars wuchs sie in der Industriestadt Chelyabinsk auf und besuchte bis zum Alter von 17 Jahren die dortige Kunstschule. Nach einem Studium der Architektur kam sie 1993 mit 19 Jahren nach Deutschland und wurde als Studentin der Kunsthochschule Kassel zum ersten Mal mit der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts konfrontiert. Mit dem Expressionismus, mit Künstlern aus der Nachkriegszeit: mit Mark Rothko und seinen pulsierenden Farbflächen, dem Aktionskünstler Josef Beuys, mit Anselm Kiefer. Es war eine völlig neue Welt, die alles in Frage stellte, was Elena Politowa bisher kannte: die Malerei früherer Epochen wie Mittelalter und Renaissance sowie den sowjetischen Realismus. „Die moderne Kunst machte mir Angst“, sagt sie. Daher brach sie das Kunststudium ab, studierte nochmals Architektur an der Hochschule für angewandte Wisschenschaft und Kunst (Hawk) Holzminden und arbeitete von 2004 bis 2011 bei einem renommierten Architekturbüro in Basel. Erst in dieser Zeit begann sie wieder, künstlerisch zu arbeiten. Seitdem hat sie ihre Werke in mehr als 30 Ausstellungen vom Dreiländereck bis Ekaterinburg/Russland gezeigt. Gekauft würden ihre Werke gerne von jungen, kunstaffinen Menschen, erzählt sie.
Die Kunstschule hat sie im Jahr 2011 gegründet
Ihre Kunstschule in Lörrach gründete Elena Politowa im Jahr 2011. Das zehnjährige Bestehen ihrer Schule hat sie jedoch erst im Frühjahr 2025 verspätet gefeiert, weil die Schule während der Corona-Pandemie geschlossen war. Es gab einen Tag der offenen Tür, bei dem Werke ihrer Schüler ausgestellt waren.
Neben den laufenden Kursen in Lörrach bietet Elena Politowa auch Kurse im Rahmen ihrer Ausstellung „Parallele Welten“: Kinder wie Erwachsene haben dort schon begeistert mit fluoreszierenden Acrylfarben und Schwarzlicht experimentiert.


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